Gedanken eines Bäckermeisters von Steffen Benslips
Um wirklich gutes Brot zu backen reicht es nicht einfach einen Teig herzustellen, ihn in Form zu bringen und zu backen. Brot ist Leben, Brot ist Liebe. Eine Liebe die niemals enden wird. Brot ist Faszination, Brot ist Ursprung. Brot ist harte, archaische Arbeit, Brot ist Zeit.
Brot kann aber auch ein Tyrann und eine kaum zu bändigende Macht sein. Brot backen kann jeder, gutes Brot zu backen bedeutet Aufopferung. Nur wenige Menschen besitzen die Kraft, das Teiggefühl, die Selbstlosigkeit, die Liebe zum Brot und das nötige Know-How, um jeden Tag aufs Neue gegen die Kräfte unserer Naturrohstoffe in den Ring zu steigen. Nur wer sich zu 100% dem Produkt verschreibt und dabei bis ans Äußerste geht, kann dauerhaft gutes Brot backen. Gerd Benslips tat dieses über 30 Jahre hinweg bis er von seinem Sohn Steffen Benslips abgelöst wurde und lies dabei seine Seele. Wir sind nie zufrieden. Auch in 100 Jahren wird es nicht möglich sein, einen ganzen Herd perfektes Benslips Brot nach unseren Ansprüchen zu backen. Dieser Drang nach Perfektion fraß die Seele von unserem Senior und man sagt, dass sie nun in unserem Herzstück, unserer kleinen Backstube in Delbrück, wohnt und der nächsten Generation Nacht für Nacht Kraft spendet. Auch wenn man sie nicht sieht ist sie da. Immer.
Interview mit Gerd Benslips
Gerd Benslips übernahm 1989 die gesamten Geschäfte von seinem Vater Heinz. Bereits mit 20 Jahren legte er in Hannover seine Meisterprüfung ab. Den Konditormeister machte er 1985 in Kassel. Er begab sich auf Wanderschaft durch Italien, Frankreich und die Schweiz. Speziell an der dortigen Fachschule in Richemont erlernte er außerordentliches Wissen über das Handwerk der Konditoren. Zurück in Deutschland folgte der Handelswirt. Ein Selbermacher, der niemals still steht.
Schon gefrühstückt?
GB: Natürlich. Und vor allem GUT gefrühstückt. Frisches Benslips Brot mit Bäckerhausmettwurst und dazu eine große Tasse Benslips Bester. Schwarz. Dafür stehe ich auch immer wieder gerne früh auf.
Dann fällt der Abendfilm auf dem Sofa aber wohl flach?
GB: Das brauch ich auch nicht. Der schönste Film läuft für mich immer in der Backstube. Wenn der Sauerteig angesetzt werden muss. Abend für Abend, 365 Tage im Jahr. Dann bin ich zufrieden. Das erreicht kein Film der Welt.
Und Urlaub?
GB: Wofür und wovon brauche ich Urlaub? Ich „arbeite“ ja nicht. Wir besuchen andere Bäckereien und Bäcker in Deutschland und Europa. Dadurch sind wir viel unterwegs, das ist wie Urlaub. Ich liebe, was ich tue. Das wollte ich schon als Kind.
Sie wollten nicht Feuerwehrmann werden?
GB: (lacht) Nein. Ich bin in der Backstube groß geworden. Mehl liegt mir im Blut. Mein Onkel fragte mich als kleiner Dötz „Was willst du mal werden, Junge?“. „Bäcker natürlich!“ sagte ich ihm. Was anderes kam gar nicht in Frage.
Sind Sie stolz auf den Ruf als „Brot-Experte“?
GB: Wer wäre das nicht? Wenn man täglich sein Herzblut im Ofen lässt, braucht man Motivation, um weiter 100% zu geben.
Haben Sie jemals das perfekte Brot gebacken?
GB: Das müssen die Kunden beantworten. Aber perfekt ist meist langweilig und das versichere ich, bin ich nicht!
Wie geht’s bei der Bäckerei Benslips weiter?
GB: Spannend! Steffen wird sich um die Backstube kümmern. Ein cooler Typ. Kommt ganz nach mir. (lacht). Nein, Spaß beiseite. Der Junge muss eine Menge Verantwortung übernehmen und tritt ein Generationserbe an. Allein das wiegt. Aber er hat Mehl im Blut und das zählt.
Die Geschichte des Hauses Benslips lässt sich bis ins Jahr 1727 zurückverfolgen. Von Generation zu Generation ist das Geschäft immer weitergegeben worden. Der Hausname Benslips besteht aus zwei Silben: Bens und Lips. Bens ist eine Abkürzung des Familiennamens Benteler, Lips ist die Kurzform von Philip = Bentelers Philip.
Seine Nachfahren betrieben an der Stelle des heutigen Hauses Benslips in Delbrück, am Alten Markt 10 eine Bäckerei, eine Brauerei und einen Bierausschank. Die Gastwirtschaft trug den Namen „Im Tannenbaum“ (Im dannen Baume) und wurde bis 1970 betrieben. Alte Unterlagen erwähnen auch die Tätigkeit des „Tabakspinnens“, es wurde also auch mit Tabak gehandelt. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte ein Kolonialwarengeschäft mit Getreide– und Landhandel. Daneben wurde zusätzlich—wie fast überall—etwas Landwirtschaft betrieben.
Im Jahr 1989 übernahm der heutige Inhaber Gerd Benslips das Geschäft von seinem Vater Heinz (†2002). Durch den extem hohen Anspruch an beste Backqualität und freundlichen Service weitete sich die Nachfrage und der Kundenkreis nach und nach aus. So entstanden neben dem traditionellen Geschäft in Delbrück Bäckerei-Cafes in Elsen, Schloß Neuhaus, Salzkotten, Paderborn Stadtheide und Paderborn Innenstadt. Sie finden in allen Geschäften neben einem umfangreichen Sortiment an Brot– und Backwaren, belegte Brötchen, Salate, Snacks und Kaffeespezialitäten.